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Digitalisierung

Digitalisierung

Ich bin Mitte der 1990er Jahre ins Netz gekommen. 1999 habe ich meine erste Webseite erstellen lassen.

Ich halte Digitalisierung nicht für das Allheilmittel.

Nicht für einen Zweck. Sondern ein Mittel. Um Zwecke zu erfüllen.

Aber wir haben in Deutschland die Digitalisierung absichtlich verschlafen.

Im Wahn der neoliberalen Erzählungen von freien Märkten, die alles regeln, wurde eben die Infrastruktur nicht gelöst. Heute hat das westafrikanische Land Mali mitten im Nirgendwo besseren Mobilfunkempfang als wir in Deutschland am Rand des Rhein-Main-Gebietes haben. Oder an der Hohen Wurzel. 

In Europa sind wir, was die Bandbreite (Leistungsfähigkeit des Netzes wie viele Daten transportiert werden können) angeht, wahrscheinlich gerade noch im Mittelfeld.

Eine mir bekannte Familie musste für den Abruf von Schul-Daten immer zum nächsten Rewe, um dort das WLAN nutzen zu können…

Und das ist nur der Zustand der Infrastruktur.

Bei den eigentlichen auf der Infrastruktur realisierbaren Lösungen sind wir wie der große Teil Europas abhängig von den USA und/oder China. Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft auf der einen Seite und Alibaba, Tencent und Baidu auf der anderen.

Wir liefern ihnen sogar die Daten, um uns weiter abhängig zu machen.

Aber auch Mittelständische und kleine Unternehmen haben es schwer, im Internet sinnvoll ihre Leistungen anbieten zu können. Weil die von uns gewählten Politikerinnen und Politiker lieber an die großen Konzerne und deren Bedürfnisse denken als an Unternehmen, die mit neuen Geschäftsmodellen der Technologien entsprechend handeln wollen.

Man nehme nur mal das leidige Thema des Leistungsschutzrechts. Angeblich erstellt, um deutsche Verlage vor Google und Facebook zu schützen, führte es vor allem zu einer hochgradigen Unsicherheit bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen – während die Verlage Facebook und Google anbettelten wieder ihre Inhalte zu zeigen. Weil sie das nicht mal ansatzweise durchdacht hatten.

Dabei bietet uns die Digitalisierung auch gesellschaftliche Chancen.

Eine Lehrkraft, die an der Tafel frontalen Unterricht macht, kann diesen auch per Video aufzeichnen und so die Informationsübertragung vervielfachen. So könnten wir Kapazitäten in den Schulen schaffen, um eben die Kinder und Jugendlichen individuell und in kleineren Gruppen ausbilden zu können.

Mit einer sogenannten digitalen Identität könnten wir als Bürger*innen und Gemeinschaften von dem Stadteil/Kiez/Dorf über die Stadt/Gemeinde bis zu Regierungsbezirken und Bundesländern und natürlich dem Bund selber, viel besser Dinge nachvollziehen, besprechen, kommentieren und kontrollieren.

Wieso sollten öffeentliche Haushalte für Bürger nicht transparent und vollständig zugänglich sein? Immer aktuell. Immer auf den Cent genau.

Wir könnten aber auch so uns über unseren Staat besser unterhalten. Ohne amerikanische Unternehmen, die ein Interesse daran haben, uns immer nur Inhalte zuzuspielen, von denen sie glauben, dass wir dadurch eher klicken, lesen oder weiter teilen. Dadurch schaffen sie aber unbewusst oder bewusst die sogenannten Filterblasen. Ganz platt: je öfter wir Katzenbilder länger anschauen, klicken und teilen desto öfter werden uns Katzen- und Tier-Inhalte zugespielt. 

In der Politik, in der gesellschaftlichen Debatte aber ist das hochgradig gefährlich wie wir aktuell in den USA sehen und gerade auch selber erleben. Schlimmer noch, es gibt Medien, Parteien und Beratungsunternehmen für Kommunikation, die darin sogar eine Chance für sich sehen: denn wenn man uns so polarisiert, dass wir nicht mehr um Themen streiten, sondern uns nur noch anschreien und meiden – dann erhoffen sie sich eben eine höhere Bindung an ihre Produkte, Ideologien und Stimmen bei Wahlen. Trump hat es ihnen ja sozusagen vorgemacht.

Wir von Volt wollen das ändern:

  • Den Staat und die Verwaltung digitalisieren
  • Das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) soll eigenständig und unabhängig werden (aktuell ist es dem Innen-Ministerium untergeordnet, das ja bzgl. unserer Privatsphäre andere Ansichten hat)
  • Wir wollen eines*r Bundesminister*in für Digitales – mit entsprechenden klaren Verantwortlichkeiten
  • Das Wissen und Verstehen rund um die Digitalisierung in der Bevölkerung sicherstellen
  • Alle vom Staat und der Verwaltung erhobenen Daten müssen soweit möglich allen Unternehmen und Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden (OpenData); wir haben sie ja bereits bezahlt, indem wir Steuern zahlen
  • Die Öffentliche Hand soll so schnell wie möglich auf OpenSource-Software umsteigen, die möglichst in Europa hergestellt und gewartet wird

Und noch vieles mehr: Hier findet man alles: Das Wahlprogramm von Volt.